Streamer am Baggersee?

Forellen am Baggersee

Seit einiger Zeit ist es mir möglich an einem ganz besonderen Baggersee zu angeln, an dem ausnahmslos die Fliegenfischerei gestattet ist. Dort bedarf es jedoch einiger Anstrengung, den beschuppten Freunden mit ihrem wechselnden Speiseplan gerecht zu werden. Von Markus Schmidt

Normalerweise verwende ich an diesem Baggersee hauptsächlich Streamer oder große Nymphen als Köder – vom triftenden Boot aus gefischt. Gerade Kleinfisch-Imitationen sind hier oft die erste Wahl. Ob mit Epoxydharzkopf oder Knochenaugen, jede Variante hat ihren Reiz. Ich bevorzuge gerne schwarze, braune und graue Grundfarben, allerdings funktionieren auch poppige Muster wie pink, weiß, gelb oder orange bei Regenbogenforellen sehr gut. Diese Fische sind nämlich in der Lage Farben sehr gut zu differenzieren.

Das Gewässer

Die Baggerseen in Süddeutschland haben in der Regel Tiefen bis max. 20 Meter und dienten in der Vergangenheit zum Kiesabbau. Da sie von Grundwasser gespeist werden, sind sie glasklar – also ideal um mit der Fliege auf kapitale Forellen zu angeln. Die Wassertemperaturen und der Bewuchs passen sich den Jahreszeiten an. Das Kraut steht teilweise fast bis zur Wasseroberfläche, trotzdem ist es möglich auch bei wärmeren Bedingungen zum Erfolg zu kommen. Je nach Temperatur und Nahrung, halten sich die Fische in unterschiedlichen Wassertiefen auf. So kann es schon möglich sein, dass man die Salmoniden auf 14 Meter Tiefe erst suchen muss. Am erfolgreichsten hat sich eine Köderführung zwischen sechs und acht Metern herausgestellt. Die Fischerei an der Oberfläche hingegen gestaltet sich relativ schwierig, da man durch das Boot immer einen gewissen Scheuch-Effekt verursacht und die Fische vor sich her treibt.

Forellen am Baggersee

Streamer mit bunten Mustern sind bei Regenbogenforellen beliebt. Nur mit schweren Köpfen und Sinktips kommt man auf die nötige Tiefe von rund 14 Metern.

Das Gerät

Bei dieser Fischerei vom Boot aus bedarf es etwas anderem Angelequipment. Da mit größeren Fischen zu rechnen ist, und diese sich meist im Mittelwasser oder tiefer aufhalten, benutze ich dementsprechend stärkeres Gerät. Hierbei handelt es sich um eine neun Fuß lange Hardy-Gerte der Klasse #8. Keinesfalls zu stark, sondern nötig um auf ausreichend Wurfweite mit den teilweise schweren Ködern zu kommen. Weiterer Vorteil: Durch Verwendung von Klasse acht Vollsinkleinen oder Sinktips mit Sinkgeschwindigkeiten zwischen 18 und 25 Zentimeter pro Sekunde ist viel Schnur im Wasser. Mit einer stärkeren Gerte hat man dadurch besseren Kontakt und kann auch in größerer Tiefe einen vernünftigen Anhieb setzen, ohne nur die Schnur anzuheben wie es bei einer leichteren Ausführung der Fall wäre. Die passende Large Arbor Rolle lässt eine schnelle Schnur-Aufnahme zu, wenn es erforderlich ist. Bei den zu erwartenden Fischen drille ich gerne über die Bremse um Verhedderungen im Boot zu vermeiden. Als Vorfach benutze ich Fluorcarbon in den Stärken 0,23 bis 0,28 Millimeter, wobei sich die 25er in Sachen Stabilität und Feinheit als ideal erwiesen hat. Die Länge variiere ich zwischen 1,5 und 2,5 Meter, je nach Laune der Fische. Aufgrund der zu erwartenden Fischgröße, die in diesem Fall zwischen 50 und 80 Zentimetern liegt, ist die Gerätewahl keineswegs übertrieben, sondern eher als ideal zu bezeichnen!

Der Tag am See

Zu Mittag am Wasser und alles andere als gute Bedingungen. Egal, nach der Montage des Vorfachs und des Fritz-Streamers in pink, versuche ich mein Glück. Gemächlich lasse ich den alten Alukahn mittels E-Motor geräuschlos in die Mitte des See’s gleiten. Hier konnte ich die meiste Fisch-Aktivität ausmachen. Nach drei Leerwürfen schieße ich die Schnur ungefähr 18 Meter hinter das Boot, weit genug um misstrauische Fische im sehr klaren Wasser nicht zu vergrämen. Nach einer mehrere Sekunden langen Absinkphase, strippe ich den Streamer in langen Intervallen ein. Gleich jetzt beim ersten Wurf bekomme ich in der aufsteigenden Phase einen gewaltigen Biss, ich strippe weiter und der Fisch greift abermals zu. Wichtig: Nach einem Biss weiterstrippen, da die Fische sonst vom Streamer ablassen!

Forellen am Baggersee

Bei glasklarem Wasser kann jede schnelle, unbedachte Bewegung im Boot die Salmoniden verschrecken.
© Markus Schmidt

Wenige Sekunden später schießt ein monströser Fisch etwa 15 Meter hinter dem Boot aus dem Wasser. Die Drills im tiefen Baggerseewasser sind trotz kräftigem Gerät sensationell, da die Forellen ausreichend Platz haben, um sich zu bewegen. Nach heftigem Kampf liegt der erste Fisch des Tages in den Maschen meines Keschers, mit weit über 60 Zentimetern ein toller Einstand. Kurze Zeit später rappelt es erneut und ein weiterer guter Fisch jenseits der 50 Zentimeter liegt vor mir. Ich wechsle die Streamer-Farbe auf Oliv und Schwarz – beide bringen weitere Erfolge. Dies sagt mir, dass die Fische gerade in der Aufsteigphase Richtung Boot sehr gut auf meine Köder reagieren und die Farbe zumindest momentan nebensächlich ist. Innerhalb der nächsten Stunde fange ich insgesamt drei Fische, dazu kommen noch mehrere Bisse und Aussteiger.

Nicht selten reißen diese kraftvollen „Blauen“ oft direkt am Boot noch einige Meter Schnur von der Rolle und versuchen in die Tiefen des Sees zu verschwinden. Dank guter Abstimmung der Bremse, die man bei dieser Art der Angelei auch wirklich braucht, gibt es jedoch keine Probleme und man hat den Gegner stets unter Kontrolle. Am frühen Nachmittag geht´s zurück ans Ufer – mit einigen guten Bildern im Kopf und einem schönen Stück Fisch, das noch direkt am See-Ufer am Grill brutzelt.

Mehr Infos zum Angeln an gerade diesem besonderen Baggersee gibt es auf: www.lazyfrogfish.de. Interessierten Anglern wird die exklusive Möglichkeit geboten, mit Markus einen wunderbaren Tag an diesem tollen Privatsee zu verbringen.

Forellen am Baggersee

Alles richtig gemacht – eine stramme 60er Regenbogen konnte dem Streamer nicht widerstehen.