Fischsterben durch Stauraumspülung – mal wieder!
Tausende Fische verendet! Erneut verursachte eine Stauraumspülung ein Fischsterben an der Mur, diesmal im Bereich des Kraftwerkes Gössendorf. Alle Fotos im Beitrag und alle Videos HIER!
Aufgrund der Unwetter und heftigen Regenfälle vergangener Woche, kam es in der Obersteiermark zu kritischen Situationen bei den Pegelständen zahlreicher Bäche und Flüsse. Daraus resultierend führte auch die Mur enorme Wassermassen mit sich. Um großflächige Überschwemmungen zu vermeiden, mussten als die Schleusen aller Wasserkraftwerke an der Mur geöffnet werden. Soweit nichts Außergewöhnliches.
Problem „Spülmanagement“
Aber: Es gibt seitens der Kraftwerksbetreiber im Hochwasserfall ein sogenanntes Spülmanagement, das sowohl das aktuelle Fischsterben verursachte, beinahe noch ein größeres verursacht hätte und – bei Beibehaltung in dieser Form – bei jedem zukünftigen Hochwasser an der Mur erneut tausende Fische das Leben kosten wird. Laut Kraftwerksbediensteten vor Ort wurden sie angewiesen den Mur-Pegel im Staubereich um 1,5 Meter (zum Normalstand) zu senken! Darüber hinaus wurden nicht nur die oberen Wehrklappen geöffnet, wie es eigentlich reichen sollte wenn es nur darum ginge überschüssiges Wasser abzuführen. Nein, es wurde in einem Wehrfeld die bodennahe Klappe nach oben hin geöffnet, was einzig den Zweck hatte eine Stauraumspülung durchzuführen und die Massen an Faulschlamm abzutransportieren. Natürlich gab es auf dahingehende Nachfrage die Aussage, dass es sicherheitsrelevant wäre. Kurios: Aber selbst die Bediensteten verstanden nicht, warum „von oben“ angewiesen wurde, den Pegel um 1,5 Meter gegenüber Normal zu senken. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es sich nicht um einen Normvorgehen gehandelt haben dürfte.
Auwiesen trocknet aus
Da nun durch dieses Spülmanagement einsetzend der Wasserspiegel der Mur so drastisch gesunken war, lag dieser nun plötzlich unter dem Niveau der angrenzenden Flachwasserbereiche wie z.B. die bei der Grazer Bevölkerung beliebten „Auwiesen“ an der südlichen Stadtgrenze. Ein künstlicher Altarm, der nun ausrann und drohte gänzlich auszutrocknen. Wie auf den Videos ersichtlich, kämpften hier schon tausende Kleinfische ums Überleben im Schlamm. Selbst große Karpfen hatten Mühe sich noch in die letzten Bereiche mit etwas Wasser zu schleppen. Gefahr: Wenn man den Murpegel nicht schnellstens anhebt, trocknet der gesamte Flachwasserbereich zur Gänze aus und verursacht so den Tod von Tausenden Fischen. Direkt an der Stadtgrenze in einem Naherholungsgebiet.
Fischleiter: Hilfe zu spät
Parallel zur Problematik der „ausrinnenden“ Flachwasserzonen entstand direkt beim KW Gössendorf eine noch viel schlimmere Situation. Hier fiel die gesamte Fischaufstiegshilfe auf mehreren hundert Metern, sowie das Umgehungsgerinne (Bachlauf, der die Aulandschaft in Kalsdorf mit Wasser versorgt) auf mehr als drei Kilometern trocken! Grund dafür ist – neben der Stauraumspülung – eine simple Fehlkonstruktion. Es wurde beim Bau des Kraftwerkes und der dazugehörigen Fischaufstiegshilfe zwar an eine Notfall-Pumpstation gedacht, die bei niedrigem Mur-Pegel die FAH trotzdem weiter mit Wasser versorgt, jedoch wurde hier nicht darauf geachtet, Grundwasser zu fördern, sondern lediglich von der Pumpstation ein Rohr in die Flussmitte eingesetzt. Dieses sollte nun auch bei niedrigem Wasserstand Flusswasser in die FAH befördern. Sollte. Denn das war nicht der Fall. Die Staukettenspülung brachte dermaßen viel Schlamm und Unrat mit sich, dass genau dieses Rohr bzw. die Not-Pumpe verstopfte und somit zum Tod tausender Fische, Neunaugen und Krebse in der FAH und dem Umgehungsgerinne beitrug.
Einige kurzfristig kontaktierte Fischer konnten dann zumindest noch mit bloßen Händen und Kübeln einige hundert Bachforellen, Äschen, Neunaugen, Barben und Kleinfische retten, für die meisten kam in der brennenden Sonne aber jede Hilfe zu spät.
Alle Auswirkungen der Stauraumspülung sind auch in folgendem Video zu sehen. Nicht vergessen auch die restlichen Videos auf unserer Facebook-Seite HIER anzusehen!