Fischkrankheit PKD: Leiser Tod im Fluss
Im Jahr 2014 entdeckten Wissenschaftler am Kamp bei Rosenburg erstmals das Auftreten der Proliferativen Nierenkrankheit (PKD) in Österreich. Eine weitere Ausbreitung der übrigens für den Menschen ungefährlichen Fischkrankheit ist zu befürchten. Norbert Novak fasst den derzeitigen Wissensstand zusammen.
Es begann im Mai 2014 im malerischen Kamptal in Niederösterreich. Ein Team aus Gewässerökologen, das unter dem Namen „Die Bewirtschafter“ einen kleinen Fischereiverein betreibt, wollte einen standorttypischen BachforellenStamm nachzüchten. Die Elterntiere stammten aus dem Kleinen Kamp und waren genetisch ursprünglich – im Fachjargon als autochthon bezeichnet. Das Vorstrecken der Bachforellenbrütlinge erfolgte bei einem Hobbyfischzüchter in der Steiermark, da in KampNähe eine passende Anlage fehlte. Als die Wissenschaftler die ca. 2.100 einund zweijährigen Fische zurück ins Waldviertel übersiedelten und in eine mit Kampwasser versorgte Fischzucht einbrachten, passierte nach etwa zwei Monaten das Unglück. Innerhalb weniger Tage starben zahlreiche Bachforellen ohne äußere Einwirkung. Umgehend wurden Proben auf die Klinische Abteilung für Fischmedizin an der Veterinärmedizinischen Universität (VetMedUni) nach Wien gebracht. Eine Woche später stand die eindeutige Diagnose fest: Es handelte sich um die Proliferative Nierenkrankheit (engl. Proliferative Kidney Disease), besser bekannt unter dem Dreibuchstabenwort PKD.
Georg Holzer, seines Zeichens selbständiger Gewässerökologe und Obmann-Stellvertreter des Vereins „Die Bewirtschafter“, erinnert sich: „Prof. El-Matbouli von der VetMedUni war aus wissenschaftlicher Sicht stark interessiert, da sich nun die Gelegenheit bot, den Krankheitsverlauf von frisch mit PKD infizierten Bachforellen in seinem Labor zu untersuchen und den Erstnachweis von PKD in Österreich zu erbringen. Im Nachbarland Schweiz ist die Fischkrankheit nämlich seit 1979 bekannt und wurde bereits umfangreich untersucht.“ Die Infektion der Bachforellen mit PKD erfolgte übrigens erst im Kamptal, da die Krankheit in der steirischen Fischzucht nicht nachgewiesen wurde. Die Sporen dürften also mit dem Kampwasser in die flussnahe Zucht eingeschwemmt worden sein und bedingten den massiven Ausfall bei den Bachforellen.
Was für eine Krankheit ist PKD nun eigentlich?
PKD steht wie gesagt für Proliferative Kidney Disease, was frei übersetzt so etwas wie „Wuchernde Nierenkrankheit“ bedeutet. Hervorgerufen wird die Krankheit durch einen Parasiten namens Tetracapsuloides bryosalmonae, der zur Gruppe der Myxozoa zählt. Myxozoen sind parasitisch lebende Nesseltiere, die als Wirte verschiedene Tiere des Süß- und Meerwassers nutzen. Als primärer Wirt fungieren beim PKD-Erreger verschiedene Arten der Moostierchen (Bryozoen). Im Kamp ist dies vor allem die Art Fredericella sultana. Es kommen aber auch andere Moostierchen-Arten als Primärwirt in Frage. Die mit PKD infizierten Moostierchen scheiden Sporen des Erregers ins Wasser aus, die dann in weiterer Folge in die Kiemen von Fischen gelangen. Die Sporen sind übrigens nur etwa 24 Stunden infektiös. Besonders bei Bachforellen, aber auch bei anderen Salmoniden bzw. auch der Äsche kann es zum Krankheitsausbruch kommen. In erster Linie äußerst sich dieser durch ein deutliches Anschwellen der Niere, verursacht durch mutierte Wucherzellen. Der Fisch kann in Folge an einem Multiorganversagen verenden. Entscheidender Faktor dabei ist die Wassertemperatur. Diese muss 15°C übersteigen – andernfalls können Fische zwar mit PKD infiziert sein, die Krankheit kommt aber im Regelfall nicht zum Ausbruch. So ist zu vermuten, dass PKD in vielen österreichischen Gewässern und Fischzuchtbetrieben latent vorkommt, jedoch nicht augenscheinlich Fischsterben verursacht. Auf Menschen ist PKD übrigens keinesfalls übertragbar – auch etwa durch den Verzehr von infizierten Fischen.
Nicht zu verwechseln ist PKD (derzeit) mit dem Phänomen „Schwarze Bachforelle“. Umfangreiche Untersuchungen in Süddeutschland und zahlreiche Beobachtungen im Salzkammergut in den letzten Jahren hatten BTS (Black Trout Syndrom) zum Gegenstand. Klare Ergebnisse gibt es dazu leider noch keine. Der Gewässerökologe Günter Unfer von der Universität für Bodenkultur (BOKU): „PKD bedingt bei Fischen eine generelle Schwächung des Immunsystems. Sie werden dadurch auch anfällig für andere Krankheiten. So könnte zum Beispiel BTS ausgelöst werden.“
Die allgegenwärtige Klimaerwärmung bedingt, dass viele Gewässer im Mittel höhere Temperaturen aufweisen und der Ausbruch von PKD dadurch begünstigt wird. Daher sind primär die Mittel- und Unterläufe von Fließgewässern von PKD betroffene Abschnitte. Tückisch ist natürlich auch der Umstand, dass in vielen Fischzuchtanlagen Wassertemperaturen unter 15°C vorherrschen (etwa durch Speisung der Anlage mit Quellwasser). Gelangen die Fische nun durch Besatzmaßnahmen in natürliche Gewässer, die sich im Sommerhalbjahr über die magischen 15°C erwärmen, kann PKD zum Ausbruch kommen. Dass in Folge auch autochthone Fische angesteckt werden und daran sterben, liegt auf der Hand. Eine gewisse Parallele zur Krebspest liegt hier nahe. Man möchte meinen, dass Besatzfische eben auf PKD hin untersucht werden. So leicht ist das leider momentan nicht. PKD ist nämlich in Österreich im Gegensatz zur Schweiz nicht auf der Liste der „offiziellen“ Tierseuchen im Rahmen der Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen (Aquakultur-Seuchenverordnung). „PKD gehört schleunigst auf diese Liste gesetzt“, meint Georg Holzer und fügt hinzu: „Die ohnehin schon stark angeschlagenen Fischbestände in unseren Gewässern dürfen nicht noch einer weiteren Bedrohung ausgesetzt werden. Mit PKD ist hier absolut nicht zu spaßen. Es besteht dringender Handlungsbedarf insofern, dass in einem ersten Schritt auffällige österreichischen Fließgewässer (starker Rückgang der Bachforellenbestände) und größere Aquakulturbetriebe auf PKD untersucht werden sollten.“
Ein brisanter Nebenaspekt, den sich manche Fischzüchter – insbesondere in Italien und Großbritannien – zu Nutzemachen und ihre Fische künstlich mit PKD infizieren, soll nicht unerwähnt bleiben. Fische, welche die Infektion überstanden haben, scheinen nämlich eine ausreichende Immunität aufzubauen, sodass sie im darauffolgenden Sommer nicht oder nicht mehr erkennbar erkranken. Gelangen derartige Individuen dann durch Besatzmaßnahmen in natürliche Gewässer, ist aber mit höchster Ansteckungsgefahr für den autochthonen Fischbestand zu rechnen.
Animal Health Law
Andrea Höflechner-Pöltl arbeitet im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen in der Sektion II und ist dort stellvertretende Leiterin der Abteilung B/10 (Tiergesundheit und Tierseuchenbekämpfung) sowie Task-Force-Kopf der Gruppe Aquakultur. Sie hatte in ihrer Arbeitspraxis bis dato wenig mit PKD zu tun und erläutert die Rechtssituation: „Die österreichische Aquakultur Seuchenverordnung wurde auf der Basis der EU-Gesetzgebung erlassen. Die entsprechende EU-Richtlinie wird jedoch in das sogenannte Animal Health Law einfließen. Dieses Animal Health Law ist eine Rahmen-Verordnung; Details werden in Durchführungsverordnungen geregelt. In den nächsten Jahren ist mit regen Diskussionen in Brüssel zu rechnen.“ Höflechner-Pöltl fügt hinzu: „Vor Beginn der Verhandlungen werden von der Kommission die betroffenen Stakeholder gehört. Wenn ein entsprechender Wunsch aus der Forellenzüchter-Branche kommt, könnte PKD als anzeigepflichtige Fischseuche in die entsprechenden Gesetze aufgenommen werden.
Ein wesentliches Kriterium für die Anzeigepflicht ist der wirtschaftliche Schaden, den ein Seuchenausbruch herbeiführt und die Gefahr der Erregerverbreitung.“ In welchen österreichischen Gewässern gibt es derzeit offizielle positive PKD-Nachweise? Einerseits ist die Krankheit wie anfangs erwähnt aus dem Kamp-Mittellauf bekannt. Andererseits läuft derzeit eine vom Verein „Rettet die Ybbs-Äsche“ initiierte Studie an der niederösterreichischen Ybbs. Dabei wurden 24 Stellen durch die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) mit Hilfe von Elektrobefischungen beprobt und die gefangenen Fische (87 Bachforellen, 22 Regenbogenforellen, 6 Elritzen und 1 Aitel) zur Untersuchung an die Veterinärmedizinische Universität wien (VetMedUni) gebracht. Der Leiter der Klinischen Abteilung für Fischmedizin, Prof. Mansour El-Matbouli: „Unsere Analysen ergaben, dass an neun von den 24 Probestellen an der Ois bzw. an der Ybbs PKD-positive Fische zu finden waren.“ BOKU-Projektleiter Günther Unfer fügt hinzu: „Oberhalb von Lunz am See, wo das Gewässer ja noch Ois heißt, verliefen alle Analysen PKD-negativ. Im Bereich von Lunz bis Amstetten waren jedoch nahezu durchgehend Bachforellen und auch Regenbogenforellen mit PKD infiziert.“ Auch in oberösterreichischen Gewässern wurde kürzlich PKD nachgewiesen. In insgesamt 15 beprobten Fließgewässern war etwa ein Viertel von ca. 100 Bachforellen PKD-positiv, jedoch nur wenige Fische tatsächlich klinisch erkennbar erkrankt.
Es ist somit zu befürchten, dass PKD bald in vielen österreichischen Gewässern Thema wird, zumal es in den letzten Jahren auch in strukturell intakten Fließgewässern u.a. zu massiven Einbrüchen des Bachforellenbestands kam. Pessimisten oder Realisten (?) gehen sogar davon aus, dass PKD in zahlreichen österreichischen Gewässern vorkommt. Georg Holzer fügt hinzu: „Einmal PKD, immer PKD. Es gibt aktuell leider kein effizientes Gegenmittel, wenn die Krankheit einmal in einem Gewässer vorkommt. Da der Krankheitsverlauf temperaturabhängig ist, wird in der Schweiz bereits der Besatz von sommerwarmen Gewässern mit Bachforellen in den Herbst, d.h. in eine Zeit mit tieferen (≤15°C) und sinkenden Wassertemperaturen, verschoben. Mit dieser Maß nahme soll zumindest erreicht werden, dass die Besatzfische im neuen Gewässer zwar in Kontakt mit dem PKDErreger kommen und immun werden, aber nicht an der Krankheit sterben. Allerdings geben die immunisierten Fische weiterhin den Krankheitserreger über Ausscheidungen in das Gewässer ab. Daher kann man kaum von einer Lösung des Problems reden.“
Was kann ich gegen die Verbreitung von Fischkrankheiten machen?
• Der Transfer von Wasser oder Fischen bzw. Köderfischen zwischen Gewässern oder Gewässerabschnitten ist zu vermeiden.
• Wird ein Gewässer an mehreren Standorten befischt, wird empfohlen, flussabwärts zu fischen, um eine Verbreitung der Krankheit flussauf zu vermeiden.
• Angelgerät (z.B. Kescher) und Watbekleidung (insbesondere NeoprenProdukte oder Watschuhe mit Filzsohlen!) müssen vor jedem Einsatz desinfiziert werden. Das derzeit effizienteste Desinfektionsmittel ist Virkon S.
PKD in der Aquakultur
Nicht ganz so drastisch sieht das Ganze der Tierarzt und Seuchenexperte Heinz Heistinger: „Wichtig und von Laien oft fehlinterpretiert ist die Unterscheidung der Begriffe Infektion und Erkrankung. Der Nachweis von DNA-Sequenzen eines Erregers in einem Wirtsorganismus, in diesem Falle des PKD-Erregers Tetracapsuloides bryosalmonae, ist noch kein Nachweis einer klinischen Erkrankung. Nur etwa bei 10 bis 15 Prozent der PKD-infizierten Fische bricht die Krankheit auch tatsächlich aus. Befallene Fische werden meist teilnahmslos, verfärben sich dunkel und zeigen eine Auftreibung des Bauches. Häufig kommt es dann auch zum Vortreten der Augäpfel.“ Auf die Frage, ob Heistinger PKD-Fälle aus der heimischen Aquakultur bekannt seien, meint er: „Im Rahmen der klinischen Routinediagnostik werden nur selten Nierenveränderungen im Sinne der Proliferativen Nierenerkrankung der Salmoniden nachgewiesen, die auf eine Infektion mit Tetracapsuloides bryosalmonae hindeuten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass PKD in (Speise-)Forellenaufzuchtbetrieben mit einer Wasserspeisung über Oberflächengewässer regelmäßig anzutreffen ist.“ (Anm. d. Red.: Dies war ja etwa bei dem eingangs erwähnten Zuchtprojekt im Kamptal der Fall). Zur Fragestellung, warum PKD in der Schweiz schon seit 1979 bekannt ist und in Österreich erst im Jahr 2014 nachgewiesen wurde, sagt Heistinger: „2014 war die erste wissenschaftliche Publikation zum Nachweis von PKD in Österreich. Da PKD keine anzeigepflichtige Tierseuche ist, gibt es auch keine Angaben über Ergebnisse der fischmedizinischen Routinediagnostik in Aquakulturbetrieben. Die Sterblichkeitsrate in Fischzuchten wird mit etwa 10 Prozent angegeben, in Ausnahmefällen (z.B. Mast bei hö heren Wassertemperaturen) kann sie aber etwa in der Speise-Regenbogenforellenaufzucht für höhere Verluste verantwortlich gemacht werden.“
Kontinent-Wechsel
In den USA kam es heuer im Sommer zu einem massiven Fischsterben. Auch der ORF berichtete dazu: „Mitten in der Outdoor-Hochsaison haben die Behörden in Montana 183 Meilen (295 Kilometer) des Yellowstone Rivers gesperrt. Fischen, Raften und viele andere Freizeitaktivitäten sind fortan verboten. So soll die Ausbreitung eines tödlichen Parasiten verhindert werden.“ Grund für diese Sperre war das Auffinden von mehr als 4.000 toten Fischen. Es handelte sich neben Regenbogenforellen um sogenannte „Mountain Whitefish“, eine Fischart aus der Familie der Coregonen. Mit dem „tödlichen Parasiten“ ist PKD gemeint. Erreger ist prinzipiell dieselbe Myxozoe wie in Europa, allerdings ein nordamerikanischer Stamm. Die Maßnahmen in den USA zeigen, dass PKD auch durch andere Freizeitnutzungen (Wassersport generell) übertragen werden kann. An dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf, dass der Erreger vor allem auch über Wasservögel oder -säuger (auch durch den Fischotter) verbreitet werden. Die Vorfälle in den USA waren es auch, die die Österreichischen Bundesforste bewogen haben, in der Causa PKD aktiv zu werden. Der Fischereiverantwortliche der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), Andreas Haas, meint dazu: „Wir ersuchen unsere Pächter, auf freiwilliger Basis PKD-Untersuchungen in ihren Revieren durchzuführen. In neue Pachtverträge wurde auch ein Passus aufgenommen, der eine Untersuchung von Besatzfischen auf PKD verpflichtend vorsieht. Die Bundesforste nützen und schützen die Ressourcen der Republik Österreich und sind daher verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, die den Schutz der Tiere und Pflanzen auf diesen Flächen gewährleisten. Die Untersuchung der Besatzfische kann dabei nur der erste Schritt sein, um die Gesundheit der heimischen Fische weiterhin gewährleisten zu können. Daher werden wir gemeinsam mit den Bewirtschaftern in den nächsten Jahren Erhebungen der ÖBf-Gewässer zu PKD durchführen. Wir wollen die Schere somit von zwei Seiten schließen und das Risiko minimieren, gesunde, autochthone Fischbestände durch kranke Besatzfische zu gefährden.“ Die Kosten für eine PKD-Untersuchung von etwa 10 Fischen belaufen sich übrigens laut VetMedWien auf etwa 100 bis 150 Euro. Die Analysedauer beträgt zirka eine Woche.
Biozid-Pille
Was können wir Fischer nun gegen die Ausbreitung der als gefährlich einzustufenden Krankheit unternehmen? Ein praktikabler Leitfaden für Angelfischer und im Freiland aktive Gewässerökologen wurde vom Experten-Fischereiverein „Die Bewirtschafter“ erstellt (siehe auch www.diebewirtschafter.at). Mit der Desinfektion von Angelgeräten hat sich Stefan Auer, Mitarbeiter des Büros blattfisch, intensiv befasst: „Auf Basis von Angaben in wissenschaftlicher Literatur (Jussila et al., 2014) und eigenen Erfahrungen empfehlen wir derzeit das Biozid namens Virkon S. Dieses Mittel tötet Pilze, Viren, Bakterien und diverse Keime bei richtiger Anwendung ab. Dazu zählen auch PKD-Erreger und der Erreger der Krebspest. Vor jedem GewässerKontakt desinfizieren wir Boote, Stiefel, Wathosen, Kescher und diverse Gefäße. Besonders in skandinavischen Ländern ist die Desinfektion von Angelgeräten bereits verpflichtend. Österreich stellt da derzeit noch das Schlusslicht dar.“ Also wieder ein zusätzlich massiver Grund für den Fischrückgang in unseren Gewässern mehr. Sind nicht die zahlreichen Einflüsse durch den Menschen und die Fischfresser-Thematik schon genug? Doch so ganz wegschauen kann die Fischerei nicht. So sehr Fischbesatz (noch!) die wirtschaftliche Bonität eines Gewässers aufwertet, so sehr ist mit einer Reihe ökologischer Auswirkungen zu rechnen. PKD ist eine davon – und höchstwahrscheinlich in Verbindung mit der Klimaerwärmung eine sehr massive.
Georg Holzer, auch Obmann des VÖAFV-Vereins Schwarza, fasst zusammen: „Die meisten, die mich kennen, wissen, dass ich Fischbesatz generell sehr kritisch gegenüberstehe. Wir verzichten daher im Revier Schwarza auf einen klassischen Besatz mit fangfähigen Fischen und haben in den letzten zehn Jahren den alternativen Besatz mit Bachforelleneiern forciert. Neben der Vermeidung von Domestizierungserscheinungen und dem damit verbundenen Reproduktionsverlust von Besatzfischen wird nun ein weiterer Vorteil dieser Ei-Bewirtschaftungsmethode sichtbar. Befruchtete Eier von mit PKD infizierten Fischen sind PKDfrei und daher ist eine Einschleppung der Krankheit über einen Ei-Besatz nicht möglich. Ab 2017 wird übrigens die verpflichtende Desinfektion im bewirtschafteten VÖAFV-Revier Schwarza von Angel- und Watausrüstung in die Fischereiordnung aufgenommen. Ich möchte das PKD-Risiko für dieses Flussjuwel einfach möglichst gering halten.“
Leitfaden zur Desinfektion der Angelausrüstung
Das Mittel: Virkon S tötet bei sachgemäßer Verwendung auch bei niedrigen Temperaturen Viren, Bakterien und Pilze ab. Wirkstoff ist Kaliummonopersulfat (ein starkes Oxidationsmittel). Die Dosierung: 1 Tablette Virkon S (5 Gramm) ist auf 1 Liter Wasser zu dosieren. Der Vorgang: Die Tabletten müssen in Wasser zur Gänze aufgelöst werden. Durch Schütteln des Behälters wird der Wirkstoff gleichmäßig verteilt. Die Lösung ist gründlich und vollflächig auf der Ausrüstung mittels Drucksprüher oder Schwamm zu verteilen. Die Einwirkzeit beträgt 10 Minuten. Abschließend ist die Ausrüstung mit klarem Wasser abzuspülen. Als Sprühgerät eignet sich etwa der Drucksprüher Classic 5 Liter von Gardena (ab ca. 40 Euro) oder der auf jedes gängige Flaschengewinde passende „Lizzy-Sprüher“ (gesehen bei pronto-bio.at um 10 Euro). Achtung: Die Tabletten sind haut- und augenreizend; die Lösung ist jedoch unbedenklich! Trotzdem sind Gummihandschuhe und Schutzbrille (besonders bei Wind) empfehlenswert. Der dem Mittel beiliegende Auszug aus dem Sicherheitsdatenblatt ist zu berücksichtigen. Die Lösung ist im Drucksprühbehälter max. 7–10 Tage wirksam. Wathosen werden durch die Behandlung nicht beschädigt. Achten Sie jedoch darauf, dass keine größeren Mengen der Lösung direkt ins Gewässer oder in den Boden gelangen! Bezugsquellen: Virkon S in Tablettenform ist in Österreich zur Zeit nur über den Online-Handel erhältlich oder auf Anfrage in Apotheken und Lagerhäusern. Eine Dose mit 50 Tabletten zu je 5 Gramm kostet im Online-Handel derzeit etwa 38 Euro
[alert-success]Mit freundlicher Genehmigung von
„Fisch & Wasser“, Magazin des VÖAFV
Fotos: Nobert Novak, VetMedUni, Stefan Auer, omlet.co.uk[/alert-success]