Mörrums Kronolaxfiske – Auf Tuchfühlung mit Groß-Salmoniden

Welcher Fliegenfischer unter uns hat nicht schon mal vom Großlachs oder einer stattlichen Meerforelle geträumt? An der schwedischen Mörrum ist beides möglich! Lachse mit einem Durchschnittsgewicht von 10 Kilogramm und einer der großwüchsigsten Meerforellenstämme der Welt steigen in diesen Fluss auf. Von Sebastian Auberger

Die Mörrum (bzw. der Mörrumsån) – einer der weltweit bekanntesten und besten Lachs- und Meerforellenflüsse – fließt von Lindshammar in Südschweden ausgehend, durch zahlreiche Seen und durchquert Orte wie Svängsta sowie das namensgleiche Mörrum, bevor sie nach 185 Kilometern in die Ostsee mündet. Da die Mörrum als nicht leicht zu befischendes Gewässer gilt, gibt es seit Anfang dieses Jahres unter dem Namen „Fishing Academy“ Angebote mit verschiedenen Guides, die einem den Einstieg in die Fischerei an der Mörrum erleichtern und das vor allem zu bezahlbaren Preisen.

Blick in den weltberühmten Pool 1 am „Haus des Lachses“. Traditionell ist hier nur Fliegenfischen erlaubt.

Blick in den weltberühmten Pool 1 am „Haus des Lachses“. Traditionell ist hier nur Fliegenfischen erlaubt.

Ich selbst war heuer das zweite Mal mit „North Guiding“ vor Ort und kann es nur wärmstens weiterempfehlen. Man bekommt von echten Flusskennern wie Ulf Sill (Mörrums Kronolaxfiske) und Michael Zeman (north-guiding.com) Informationen aus erster Hand. Standplätze, erfolgreiche Befischung, Taktik, richtige Fliegenwahl und viele weitere Tipps. Aber klar, den Fisch muss man dann schon selbst fangen. Nachdem ich letztes Jahr einen großen Lachs von über 10 Kilo in Pool19 verloren habe, kam ich heuer im September umso motivierter zurück. Mit dem eigentlichen Ziel in der Dämmerung/Nacht eine große Meerforelle zu fangen. Leider waren die Bedingungen in dieser Woche weniger gut. Der Wasserstand war recht niedrig und die Nachtemperatur lag mit weniger als 10° C deutlich unterhalb der Wassertemperatur – das mag die Meerforelle gar nicht gerne. Erfahrene Meerforellenfischer packen ihre Sachen, sobald man den Atem sieht. Und so konnte ich die Bisse gerade mal an einer Hand abzählen. Meerforellen können wirklich zickig sein. Diesmal hatte ich Pool 17 für gut drei Stunden für mich und konnte alles Mögliche ausprobieren. Er liegt direkt an der alten Räucherei und gilt als einer der besten Meerforellenpools der Welt. Zuerst fischte ich tief und ließ die Fliege rüberkommen, im nächsten Durchgang fischte ich eine schnelle Fliege.
Ab und zu sprang ein Fisch, nachdem ich ihn geärgert hatte. Wahnsinn! Was für Einschläge gute Meterfische produzieren.

Ulf Sill mit kampfstarkem Blanklachs (14,4 Kilogramm) aus Pool 15.

Ulf Sill mit kampfstarkem Blanklachs (14,4 Kilogramm) aus Pool 15.

Nächster Durchgang tief und langsam gefischt, ab und an gezupft um die Fliege schön pulsieren zu lassen. Plötzlich das Gefühl, als ob ein Blatt in der Fliege hängt. Doch eine Meerforelle? Na warte! Also etwas mehr Schnur von der Rolle gezogen, um der Meerforelle etwas näher auf die Pelle zu rücken. Ich werde etwas nervös. Gleicher Wurf, Swing kommen lassen. Kaum war die Fliege über
dem Standplatz – Aggression pur, hammerharter Biss! Ich spüre den Adrenalinschub in mir. Schneller Anhieb, der Fisch hängt. So muss das sein, geht doch! Der Drill mit der „tief fliegenden“ Meerforelle ist heftig, aber leider zu kurz. Der Fisch schlitzt aus. Enttäuschung macht sich breit. Von einem Extrem ins andere, ich setzte mich nachdenklich ans Ufer.

Wer an der Mörrum fischt, sollte sich unbedingt ein paar Fliegenklassiker von Ulf Sill besorgen.

Wer an der Mörrum fischt, sollte sich unbedingt ein paar Fliegenklassiker von Ulf Sill besorgen.

Trotz der schwierigen Umstände und dem mäßigen Fangergebnis steht für mich jetzt schon fest: Ich komme nächstes Jahr wieder! Warum? Weil ich dort alle Möglichkeiten einer abwechslungsreichen Fischerei vorfinde. Entweder in den klassischen, bekannten und gut erschlossenen Pools 1 bis 32 mit anderen Fischern auf 7 Kilometern Länge, oder man geht an anderen Strecken seine eigenen Wege. Auf Strecken wie Vittskövle und Knaggalid mit jeweils 2,2 Kilometern, oder Härnäs mit sogar 3,7 Kilometer sowie der Strecke Ekeberg mit 700 Metern, hat man fast neun Kilometer feinstes Fischwasser zur Verfügung.

Spannender Meerforellendrill im Herbst in Pool 19, Adrenalin garantiert.

Spannender Meerforellendrill im Herbst in Pool 19, Adrenalin garantiert.

Auch sind die vielfältigen, unterschiedlichen Taktiken ein großer Reiz. Ob tagsüber oder in der Dämmerung auf Lachs, oder eben auf Meerforelle in der Dämmerung und nachts. Mir persönlich hat es besonders die Nachtfischerei auf Meerforelle angetan. Einfach unbeschreiblich, wie scharf alle anderen Sinne werden, wenn man quasi blind ist. Ich habe ausschließlich nette Leute getroffen, mit denen man während der Pause Erfahrungen und Erlebtes teilt. Ja, es entstehen Freundschaften. Natur, Küste, die schwedischen Schärengärten, und prächtige Städte laden auch zu anderen Aktivitäten ein. Quasi perfekt für einen Familienurlaub in Verbindung mit ein oder zwei Tagen Lachs- oder Meerforellenfischen. Noch ein persönlicher Tipp: Im Herbst befinden sich sehr viele Fische im Fluss, was den Einstieg in diese Großsalmoniden-Fischerei erleichtert. Wer jedoch bereits Erfahrung hat und sich mit großen Blanklachsen anlegen will, sollte im Mai oder Juni vor Ort sein.

Fotos: © Ulf Sill, Sebastian Auberger


Tipps

Gerät:

  • Vorzugsweise Zweihandruten der Klassen 8/9 oder 9/10.
  • Dazu passende geteilte Schussköpfe mit verschiedenen Wechselspitzen oder Skagit mit unterschiedlichen Sinktips.
  • Auch Spinnfischen ist erlaubt.
  • Der Unterhandwurf sollte beherrscht werden, gegebenenfalls Wurfkurs zuvor besuchen.

Anreise:

  • Am Besten per Flug von Klagenfurt nach Kopenhagen, von dort mit dem Mietwagen nach Mörrum.
  • Oder per Auto nach Rostock, mit der Nachtfähre von Rostock nach Trelleborg und weiter nach Mörrum.

Infos: