Eine steirische Sensation – Der Smaragdgressling

Heutzutage in Mitteleuropa noch eine neue endemische* Fischart zu finden ist eine Sensation und unterstreicht einmal mehr die ökologische Wertigkeit der steirischen Lebensader „Mur“. von Thomas Friedrich

Der Smaragdgressling, kurz nach der Entdeckung.

Der Smaragdgressling, kurz nach der Entdeckung.

Die neue Fischart unterscheidet sich von Artverwandten durch eine grünliche Färbung der ausgewachsenen Tiere.

Die neue Fischart unterscheidet sich von Artverwandten durch eine grünliche Färbung der ausgewachsenen Tiere.

Sensationeller Fund
Im Rahmen einer Befischung durch das Institut für Hydrobiologie der Universität für Bodenkultur (BOKU) wurden im Bereich Bruck an der Mur Gründlingsartige gefangen, welche sich sowohl in ihrem Erscheinungsbild, als auch in ihrer Färbung deutlich von den anderen für Österreich beschriebenen Gründlingsarten abhoben. Die Morphologie** von mehreren Dutzend Individuen wurde mit gängigen Bestimmungsschlüsseln und Publikationen abgeglichen, wobei festgestellt werden konnte, dass die gefangenen Fische keiner bisher in Europa beschriebenen Gründlingsart zuzuordnen sind. Im Rahmen der ABOL (Austrian Barcode Of Life) Initiative (www.abol.ac.at) wurden neun Exemplare am Institut für Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz genetisch charakterisiert und mit anderen europäischen Romanogobio-Arten verglichen. Die genetische Untersuchung bestärkte die Vermutung, dass es sich bei den vorliegenden Tieren um eine völlig neue Art handeln dürfte, die seit mehreren Millionen Jahren von ihren nächsten Verwandten getrennt ist. Aufgrund der charakteristischen grünlichen Färbung der Adulttiere wurde der Art der deutsche Name Smaragdgressling (Romanogobio sp. nov.) gegeben.

Verbreitung
Das bisher bekannte Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf die Obere Mur zwischen Fisching und Bruck an der Mur. Flussauf- und flussabwärts konnten bei Befischungen durch die BOKU bisher keine Individuen nachgewiesen werden, auch eine Recherche in Befischungsdaten anderer Institutionen ergab bisher keine konkreten Hinweise auf weitere Vorkommen.

Lebensraum
Der Smaragdgressling bewohnt vor allem rasch überströmte Schotterbänke und teilt sich diesen Lebensraum vor allem mit juvenilen Stadien der Äsche. Vereinzelt wurden auch Jungtiere in Seitenarmen und Totholzstrukturen gefangen. In diesen dominiert im betroffenen Flussabschnitt aber der „normale“ Donau-Gründling (Gobio obtusirostris), welcher parallel zum Smaragdgressling vorkommt.

Bisher nachgewiesene Vorkommen in der Mur.

Bisher nachgewiesene Vorkommen in der Mur.

Ökologische Tragweite
Der Nachweis einer neuen Art in der Oberen Mur, die nach aktuellem Wissensstand als endemische Art für Österreich zu bezeichnen ist, ist sowohl aus ökologischer als auch taxonomischer Sicht als sensationell anzusehen. Der ökologische Wert der Mur wird damit nochmals deutlich unterstrichen. Neben der letzten größeren Population des Huchens gibt es mit dem Smaragdgressling somit eine weitere Art, für welche die Mur als Lebensraum von immenser Bedeutung ist.

Sollten Hinweise auf Vorkommen der Art (oder anderer aberranter*** Gründlinge) in anderen Flüssen oder Flussabschnitten bestehen bzw. DNA-Proben vorliegen, würden wir die Angelhaken-Leser darum bitten, mit uns per Mail (thomas.friedrich@boku.ac.at oder stephan.koblmueller@uni-graz.at) in Kontakt zu treten.

*auf ein begrenztes Gebiet beschränktes Vorkommen
** Struktur und Form
***von der Normalform abweichend

Thomas Friedrich ist als Fischökologe am Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur Wien tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen einerseits bei der fischökologischen Beurteilung mit besonderem Fokus auf Potamalgewässer, andererseits bei Bemühungen zum Schutz und der Wiederherstellung intakter Störbestände im Donauraum.

Thomas Friedrich ist als Fischökologe am Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur Wien tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen einerseits bei der fischökologischen Beurteilung mit besonderem Fokus auf Potamalgewässer, andererseits bei Bemühungen zum Schutz und der Wiederherstellung intakter Störbestände im Donauraum.


Stephan Koblmüller ist als evolutionsbiologisch orientierter Zoologe am Institut für Zoologie der Karl-Franzens Universität Graz tätig. Seine Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte sind zum einen die Mechanismen/Faktoren die zu Populationsdifferenzierung und Artentstehung führen, mit besonderem Fokus auf die Buntbarsche Ostafrikas, zum anderen - als Koordinator des ABOL-Teilbereichs „Wirbeltiere“ – die heimische Biodiversität und deren genetische Charakterisierung.

Stephan Koblmüller ist als evolutionsbiologisch orientierter Zoologe am Institut für Zoologie der Karl-Franzens Universität Graz tätig. Seine Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte sind zum einen die Mechanismen/Faktoren die zu Populationsdifferenzierung und Artentstehung führen, mit besonderem Fokus auf die Buntbarsche Ostafrikas, zum anderen – als Koordinator des ABOL-Teilbereichs „Wirbeltiere“ – die heimische Biodiversität und deren genetische Charakterisierung.

Fotos: Thomas Friedrich, Wolfgang Gessl
Grafik: Digitaler Atlas Steiermark/Der Angelhaken

1 Kommentar
  1. Hannes stiegner,bruck Mur sagte:

    Ich angle seit ich Kind in der Mur..der hier beschriebene Fisch wurde von mir schon in den 80 er jahren von mir in Spielfeld in der Mur und deren nebenarmen gefangen.speziel der alte mühlgang bei Spielfeld beherbergt diese Fischart.einen ähnlichen Bericht hab ich auch schon über die Fischart strömer gesehen.diesen Fisch angelte ich auch zu Dutzenden aus ber Mur im Bereich gratkorn\staustufe.mlg. Hannes stiegner,bruck an der Mur.

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