Die 5 Akte des „Wahnsinns“
Die Fischrettungsaktion im Mühlgang – jedes Jahr auf´s Neue eine Herausforderung, jedes Jahr das gleiche Spiel. Nicht diesmal. Mühlgangabfischen 2014: länger, härter, intensiver!
Ich selbst bin nun schon seit etwa 20 Jahren beim Mühlgangabfischen aktiv dabei. Doch der diesmal, für die Rettung der von der Trockenlegung des Mühlganges gefährdeten Fische, nötige Aufwand übertraf alles bisher Dagewesene. „Wahnsinn“ trifft es wohl gut.
Akt 1
Die Schleuse am Weinzödlwehr, nördlich von Graz, wurde bereits am Freitag dem 17. Oktober geschlossen. Einige Vereinsmitglieder reagierten prompt und führten noch am selben Abend eine Abfischaktion im Bereich E-Werk „Franz“ durch. Unter der Einsatzleitung von Erwin Koch wurde der Bereich um das E-Werk leer gefischt, da dort massive Eintrübungen durch Beton-Schneidestaub drohten. Wir eröffneten die Fischrettungsaktion also bereits am Freitag mit einem erfolgreichen Scharmützel, wobei hunderte Kleinfische und mehrere Forellen gerettet werden konnten.
Akt 2
Der eigentliche „Wahnsinn im Mühlgang“ begann am darauffolgenden Samstag, zu frühmorgendlicher Stunde, um 7 Uhr. Da die ins Auge gefasste Befischungsstrecke eine enorme Länge aufweist, haben wir zwei Befischungsteams gebildet. Team A war für die Strecke vom Marienplatz über „Toyota Winter“, in Richtung Norden bis zur Wehrschleuse Weinzödl zuständig. Team B hatte die Aufgabe den südlichen Teil des Mühlganges im Grazer Stadtgebiet zu befischen.
Beide Teams bestanden aus folgenden Akteuren im Mühlgang: Zwei Personen als Geräteführer (gewichtsbedingt musste unbedingt abgewechselt werden), zwei Personen, die mit den Elektroden arbeiteten, zwei Kescherern und zwei bis vier Personen zum Transport der gefangenen Fische in Kübeln. Komplettiert wurden die Teams durch je zwei bis vier Personen entlang der Strecke, die volle Kübel mit Haken und Seil aus dem Mühlgang hoch zogen und in den Transport-Behälter umleerten.
Zusammen mit zwei Transport-Fahrern – einer als Ablöse, wenn ein Behälter zum Aussetzen der geretteten Fische geführt wurde – und drei bis vier Personen, die beim Aussetzen Hand anlegten, wurde jedes Team durch drei bis vier Helfer zur Koordination der Fahrzeuge und Ausrüstung ergänzt. Sie hielten stets Kontakt zu den Befischungsteams im Wasser und versorgten diese außerdem mit Snacks und Getränken, sowie Benzin für die Elektroaggregate.
Bei dem mit 15 Personen knapp besetzten Team B wurde von den Helfern Knochenarbeit verrichtet. Eigentlich wollte ich keinen der freiwilligen Helfer namentlich nennen, da solch enorme Leistungen nur als Kollektiv erbracht werden können. Aber, die Leistungen von Eva Traxler müssen herausgehoben werden. Eva leistete an diesem Tag Unbeschreibliches! Sie zog die mit Fischen gefüllten Kübel hoch, trug die vollen Kübel über weite Strecken, koordinierte die Fahrzeuge und versorgte alle mit Speis´ und Trank´ – all das ohne Pause. Vor allem: Sie war dabei immer gut gelaunt und lächelte uns aufmunternd zu. Respekt und Hochachtung, vor allem aber Dank für diese Teammotivation!
Akt 3
Sonntag, 8 Uhr: Gert Richter und Robert Thüringer befischten mit ihren Helfern die Strecke südlich des Saubermacher-Areals. Gegen Mittag beendete diese Mannschaft ihre erfolgreiche Arbeit mit dem Aussetzen der gefangenen Fische in der Mur.
Akt 4
Montag Nachmittag war wieder ein Abfischteam rund um Erwin Koch, Robert Thüringer und Adi Korosec im Einsatz. Zusammen mit einigen fleißigen Helfern im Süden von Graz unterwegs, wurde die Kalsdorfer Strecke vom E-Werk „Roto Frank“ 1,5 km flussabwärts und zurück befischt. Äschen und Bachforellen in allen Größen fanden den Weg in den Transportbehälter. Mehrere Huchen in verschiedenen Größen sowie eine gute Anzahl stattlicher Aitel bildeten hier den Hauptanteil des Fischbestands.
Akt 5
Dieses Team werkte auch Dienstag Nachmittag wieder im Mühlgang – Diesmal auf der Strecke vom Saubermacher-Areal bis zum Sturzplatz. Interessant: In diesem Bereich wurde bereits gefischt, trotzdem konnte wieder eine große Anzahl von Fischen – hauptsächlich Regenbogenforellen – gerettet werden.
Mit diesem letzten Befischen fand der „Wahnsinn“, das Mühlgangabfischen 2014 des AFV Graz nach fünf harten Tagen ein erfolgreiches Ende. Mit großem Aufwand und enormem persönlichen Einsatz der handelnden Personen, konnten sieben volle und drei teil-gefüllte Behälter mit mehr als 100.000 Fischen von 23 verschiedenen Arten gerettet und wieder kerngesund freigelassen werden. Ich selbst konnte keinen einzigen „verbrannten“ oder toten Fisch ausmachen. Somit war das Mühlgangabfischen 2014 also ein Erfolg auf ganzer Linie.
Fotos: Prettner, Traxler, Griesangerl